Franz berichtete vom Schicksal seines Vaters.
1913 in Dresden geboren, hätte er nach
dem Abitur gerne Jura studiert. Das durfte er
aber nicht, Sinti und Roma blieb der Zugang
zur Universität verwehrt. Dabei, sagte Roman
Franz, sei der Vater deutscher Staatsbürger
gewesen. Seit 300 Jahren habe die Familie in
Deutschland gelebt. Der Vater wurde Musiker.
Am 7. Januar 1942, um 5 Uhr, wurde der
Vater in Hamburg von der "Gestapo" (Geheime
Staatspolizei) verhaftet. Er kam in "Schutzhaft",
die aber nichts mit Schutz zu tun hatte, später ins Konzentrationslager Sachsenhausen. "Weil
er ein sogenannter Zigeuner war", sagte Roman
Franz. Man habe ihm die Haare geschoren, die
Kleidung abgenommen. Die neue Kleidung, die
sie ihm gaben, sei "dünn wie Papier" gewesen.
Um ihn herum seien Menschen von Wachleuten
totgetreten worden, weil sie zu schwach
zum Arbeiten waren.
36 Mitglieder seiner Familie kamen in Konzentrationslagern
ums Leben, berichtete Roman
Franz. Sein Vater überlebte. Er setzte sich
später für die Rechte der Sinti und Roma ein.
Die Gedenkstunde endete mit einer Schweigeminute.
red
Bildunterschriften:
Landtagspräsident André Kuper (v. l.) mit Roman Franz, Dr. Michael Rado und Ministerpräsident
Hendrik Wüst.
The Franz Ensemble gestaltete den musikalischen Rahmen.
Die Gäste gedachten der Opfer mit einer Schweigeminute.
Roman Franz hielt die Gedenkrede.
Zeitzeugin Theresia
Neger berichtete in
einem Video von ihrer
Kindheit im Ghetto.
Zusatzinformationen:
Gespräch mit Zeitzeugen
Mehr als 232.000 Säuglinge sowie Kinder und Jugendliche
im Alter von ein bis 17 Jahren wurden von den Nationalsozialisten
in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
verschleppt oder kamen dort unter unvorstellbaren Bedingungen
zur Welt. Der Präsident des Landtags, André Kuper,
hat drei der Überlebenden im Parlament empfangen. Angela
Orosz, W?adys?aw Osik und Dr. Eva Umlauf berichteten
Kuper, Vizepräsidentin Berivan Aymaz sowie Vizepräsident
Christof Rasche von einer Kindheit, in der der Tod immer
präsent war. Porträtiert werden sie auch in der Ausstellung
"Die Kinder von Auschwitz", die am 25. Januar 2024 im
Reinoldihaus in Dortmund eröffnet wurde.
Ein Video der Veranstaltung und einen Mitschnitt finden
Sie unter www.landtag.nrw.de/Mediathek
Ausstellung
Mit dem nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti
und Roma beschäftigte sich auch eine Ausstellung, die im
Landtag zu sehen war. Sie zeigt anhand von historischen
Familienfotos die Schicksale der Opfer. Der menschenverachtenden
Perspektive der Täter werden deren Schicksale
gegenübergestellt. Behandelt wird aber auch die Geschichte
der Überlebenden im Nachkriegsdeutschland und ihr langer
Kampf um Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus.
Mehr Informationen:
www.sintiundroma.org/de
Ein Video zur Ausstellung
finden Sie hier:
https://lt.nrw/Ausstellung
Oder unter dem QR-Code auf der Originalseite
Systematik: 1060 Ideologien
ID: LI240111