Nach dem überraschenden Tod seines älteren Bruders fiel Haus Demmin samt Besitz Hansjoachim zu. Er absolvierte das Assessorexamen und nahm eine Stelle als Regierungsassessor im preußischen Innenministerium an. Da auf Dauer die leitende Beamtenstelle in Berlin nicht mit der Verwaltung des Guts zu vereinbaren war, schied von Rohr 1921 aus dem Staatsdienst aus und verlegte seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Haus Demmin. Dieser Schritt bedeutete jedoch keineswegs einen Rückzug ins Private. Von Rohr begann sich in der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) zu engagieren. Als scharfer Kritiker der Weimarer Republik und Befürworter einer konstitutionellen Monarchie zog er in den 1920er Jahren in den preußischen Landtag ein und blieb dort bis 1932. Zudem engagierte er sich im konservativ-reaktionären Wehrverband „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“ und gründete die „Berufsständische Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landwirtschaft“. Zu seinen wichtigsten Ämtern gehörte der Vorsitz des Pommerschen Landbundes, den er 1926 mit 37 Jahren übertragen bekam. In dieser republikkritischen und von adeligen Rittergutsbesitzern dominierten Organisation fanden Großgrundbesitzer, Bauern und Landarbeiter zu einer übergreifenden Interessenvertretung zusammen. Der Pommersche Landbund galt mit seinen ca. 140.000 Mitgliedern als einer der einflussreichsten bäuerlichen Verbände der damaligen Zeit. Als Landbundvorsitzender war von Rohr außerdem Mitglied im Vorstand des Reichslandbundes. Bei aller reaktionären Rhetorik muss man ihm zugutehalten, dass er angesichts der wirtschaftlichen Notlage der Bauern und der vermehrten Zuwendung der Landwirte zur NSDAP die versuchte nationalsozialistische Machtausweitung innerhalb des Pommerschen Landbundes entschlossen bekämpfte.2
Trotz seiner NS-kritischen Haltung wurde von Rohr im Februar 1933 unter Reichskanzler Adolf Hitler beim deutschnationalen Reichsminister Alfred Hugenberg Staatssekretär im Reichsernährungsministerium. Als Hugenberg im Juni gleichen Jahres zurücktrat und der Nationalsozialist Walther Darré dessen Nachfolge antrat, verlor von Rohr jeglichen politischen Rückhalt. Am 23. September 1933 schied von Rohr vom Amt des Staatssekretärs aus. Durchsetzen konnte er in dem halben Jahr in der Reichsregierung den sogenannten „Fettplan“, der einen substanziellen Anstieg der Butterpreise beinhaltete, wodurch die Landwirte höhere Gewinnmargen erzielen sollten. Von Rohr kehrte auf seinen Landsitz zurück. Dort erwartete ihn seine schwangere Frau Sigrid von Rohr (geb. Borcke), die er 1932 geheiratet hatte. Im Laufe des „Dritten Reichs“ wurde von Rohr Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), der Deutschen Jägerschaft und des Deutschen Roten Kreuzes.3
Nach dem sogenannten „Röhm-Putsch“ im Sommer 1934, in dessen Folge Hitler einen großen Teil einflussreicher Kritiker liquidieren oder gefangen nehmen ließ, sollte auch von Rohr verhaftet und nach eigenen Angaben erschossen werden. Er versteckte sich jedoch vor der SS u.a. auf dem Dachboden seines Anwesens. Diese nahmen stattdessen seine hochschwangere Frau kurzzeitig in Gewahrsam. Nach ein paar Wochen konnte von Rohr sich wieder gefahrlos in der Öffentlichkeit zeigen. 1939, mit Beginn des Zweiten Weltkriegs, beteiligte er sich dann als Rittmeister am Feldzug gegen Polen. Da die Lebensmittelversorgung in Deutschland sichergestellt werden musste, kehrte er aber kurz darauf nach Hause zurück. Dem Gut wurden zudem sowjetische Kriegsgefangene zugewiesen, die unter der Aufsicht des eigens dorthin versetzten NS-Wachpersonals standen. 1941 starben zwei der Zwangsarbeiter. Von Rohr weigerte sich, die Toten auf dem Acker verscharren zu lassen und organisierte unter Hinzuziehung einer Dolmetscherin eine christlich-orthodoxe Beisetzung, an der er gemeinsam mit seiner Frau teilnahm. Für diese Zuwiderhandlung sollte er abermals verhaftet werden. Ihm gelang jedoch die Flucht, weshalb erneut seine Frau abgeführt wurde. Nach drei Monaten im Versteck stellte sich von Rohr schließlich der Polizei, da er aufgrund einer Kaution vorerst Haftverschonung erhalten sollte. Vor der Strafkammer Greifswald wurde er 1943 wegen „verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen und Verletzung des gesunden Volksempfindens“ zu acht Monaten Gefängnis verurteilt – nach erfolgreicher Revision beim Reichsgericht kam er aber wieder frei. 1944, nach dem gescheiterten Hitler-Attentat, wurde von Rohr abermals verhaftet. Auch wenn er nicht zu den Mitverschwörern des 20. Juli gehörte, blieb er bis zum Einmarsch der sowjetischen Truppen im Gerichtsgefängnis Greifswald, im Polizeigefängnis Stettin und im Polizeigefängnis Potsdam in Gestapohaft.4
Von Rohr flüchtete vor der anrückenden Roten Armee. Er zog mit seiner Frau und seinen mittlerweile vier Kindern nach Westdeutschland ins holsteinische Sandesneben und fand dort vorübergehend bei einem Bauern Quartier. Das Familiengut in Pommern fiel unterdessen der sowjetischen Enteignung zum Opfer. Nachdem er in Sandesneben von Juli 1945 bis Ende Mai 1946 als Bürgermeister und Bezirksbürgermeister eingesetzt war, dann jedoch auf Anordnung der britischen Militärregierung abgesetzt wurde, begann er 1947 die Zeitschrift „Stimmen zur Agrarwirtschaft“ herauszugeben. Die dort erschienenen Artikel stammten beinahe vollständig aus seiner Feder. Ein Jahr darauf gründete er den „Verein für Agrarwirtschaft“. Verein und Zeitschrift firmierten alsbald unter dem Namen „agrarpolitische Opposition“. Über die agrarpolitische Opposition konnte er seine – vom Deutschen Bauernverband abweichenden – politischen Positionen erläutern und in der Öffentlichkeit bekanntmachen.5