Johannes Thabor (1878-1949)

Johannes Thabor gehörte zu den ältesten Abgeordneten im ersten nordrhein-westfälischen Landtag. Im Deutschen Kaiserreich sozialisiert, gelang ihm in der Weimarer Republik der politische Aufstieg bis zum Mitglied des Deutschen Reichstags. Aufgrund seiner parlamentarischen Arbeit wurde er von den Nationalsozialisten mehrmals in Haft genommen.

Johannes Thabor wurde am 3. Oktober 1878 in Oberrod im Kreis Westerburg (heute Westerwaldkreis) geboren. Sein Vater war Landmann und die Familie hing dem katholischen Glauben an. In späteren Jahren trat Johannes – der kurzzeitig in der katholischen Jugendbewegung aktiv war – aber aus der katholischen Kirche aus. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er von 1892 bis 1894 das Maurerhandwerk in Elberfeld (heute Wuppertal-Elberfeld). Im Anschluss begab er sich auf Wanderschaft und bildete sich auf der Baugewerkschule in Holzminden weiter. Bis 1908 arbeitete er im Maurerhandwerk, zuletzt war er vor allem als Polierer tätig. Im gleichen Jahr zog er von seinem damaligen Wohnort Solingen nach Krefeld, wo er örtlicher Geschäftsführer des Maurer- bzw. Bauarbeiterverbands wurde. Der Gewerkschaft war er 1897 beigetreten und von 1903 bis 1904 war er Vorsitzender des Gewerkschaftskartells in Köln gewesen. 1901 war Thabor Mitglied der SPD geworden und hatte in Solingen wie in Krefeld das Amt des SPD-Vorsitzenden übernommen. Darüber hinaus war er Vorsitzender des Aufsichtsrats des Konsumvereins „Niederrhein“. Er war verheiratet und Vater von sieben Kindern.1

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges engagierte sich Thabor beim örtlichen Arbeiter- und Soldatenrat. Zudem nahm er als Delegierter an den beiden Reichskongressen der Arbeiter- und Soldatenräte (Rätekongresse) in Berlin teil. 1919 wurde er in die verfassunggebende deutsche Nationalversammlung gewählt. Von Juni bis November 1920 sowie von 1924 bis 1932 war er dann Abgeordneter im Deutschen Reichstag. Neben seinem parlamentarischen Amt war er auch Geschäftsführer der „Bauhütte“ – einer Bauhandwerker-Genossenschaft – in Krefeld sowie Vertreter der Berliner Heimbau-Beamtensiedlungsgenossenschaft in Krefeld.2

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor Thabor seine Arbeit. Außerdem wurde er von Seiten der NS-Justiz angeklagt und im Juli 1933 wegen Vergehens gegen das Genossenschaftsgesetzes zu acht Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe in Höhe von 1.000 RM verurteilt. Nach seiner Entlassung war er längere Zeit arbeitslos. Er fand dann bei einer Seifenfabrik eine Anstellung als Vertreter für den Krefelder Raum. Im November 1937 wurde er abermals festgenommen und in das örtliche Polizeigefängnis gebracht. Außerdem wurde sein Haus nach illegalen Druckschriften durchsucht, denn man vermutete, dass er im sozialdemokratischen Widerstand aktiv gewesen sei. Thabor wurde der Gestapo in Düsseldorf übergeben, kam aber nach längerer „Schutzhaft“ wieder frei. Er kehrte daraufhin in seinen alten Beruf als Maurer zurück. 1939 befand er sich erneut für kurze Zeit in „Schutzhaft“.3

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Johannes Thabor Mitglied des Kreistags Kempen-Krefeld (heute Kreis Viersen) sowie des Stadtrats von St. Tönis (heute Tönisvorst). Darüber hinaus war er von Oktober 1946 bis April 1947 Mitglied des ernannten Landtags von Nordrhein-Westfalen. Dort engagierte er sich im Wiederaufbauausschuss. Im August 1949 kandidierte er erfolglos für den Deutschen Bundestag. Noch im selben Monat – am 27. August 1949 – verstarb Johannes Thabor in Krefeld.4

Endnoten
1 Kartei Johannes Thabor, in: Bundesarchiv. Akten des Reichssicherheitshauptamtes (Sig.: R 58/9696); Politischer Lebenslauf Johannes Thabor, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 34914); Gestapo-Personalbogen Johannes Thabor, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 1705); Bericht Geheime Staatspolizei. Außendienststelle Krefeld vom 10.11.1937, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 1705); Einlieferungsanzeige Johannes Thabor, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 1705); Bericht Geheime Staatspolizei. Außendienststelle Krefeld vom 09.04.1938, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 1705); Schröder, Wilhelm Heinz: Sozialdemokratische Parlamentarier in den Deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, Düsseldorf 1995, S. 767 sowie o.V.: Thabor Johannes, in: Schumacher, Martin (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf 1991, S. 578-580, hier S. 578.
2 Vgl. Gestapo-Personalbogen Johannes Thabor; Kartei Johannes Thabor; Politischer Lebenslauf Johannes Thabor; Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier, S. 767; o.V.: Thabor Johannes, S. 578 sowie Hammer, Walter: Hohes Haus in Henkers Hand. Rückschau auf die Hitlerzeit, auf Leidensweg und Opfergang Deutscher Parlamentarier, Frankfurt am Main 1956, S. 93.
3 Vgl. Bericht Geheime Staatspolizei. Außendienststelle Krefeld vom 09.11.1937, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 1705); Bericht Geheime Staatspolizei. Außendienststelle Krefeld vom 10.11.1937; Bericht Geheime Staatspolizei. Außendienststelle Krefeld vom 22.11.1937, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 1705); Bericht Geheime Staatspolizei. Außendienststelle Krefeld vom 09.04.1938; Entlassungsbescheid der Gestapo Johanes Thabor vom 11.11.1939, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 1705); Gestapo-Personalbogen Johannes Thabor, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 34914); Politischer Lebenslauf Johannes Thabor; Schreiben Gestapo Düsseldorf an Gestapa Berlin vom 08.09.1936, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 34914); Schreiben Gestapo Düsseldorf an Gestapa Berlin vom 09.04.1938, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Gestapoakten (Sig.: RW 0058 Nr. 34914); o.V.: Thabor Johannes, S. 578-580; Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier, S. 767 sowie Hammer: Hohes Haus, S. 93.
4 Vgl. Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier, S. 767; o.V.: Thabor Johannes, S. 578 sowie Hammer: Hohes Haus, S. 93.

Die Fraktionen im Landtag NRW