Josef Schmelzer (1876-1962)

Josef Schmelzer war Abgeordneter des Deutschen Reichstags sowie des preußischen und nordrhein-westfälischen Landtags. Auch wenn er bei der Ausübung dieser politischen Mandate oftmals nach Berlin und Düsseldorf reisen musste, blieb der sauerländische Landwirt Schmelzer äußerst heimatverbunden. Innerhalb und außerhalb der Parlamente setzte er sich immer wieder dafür ein, bessere Lebensbedingungen für die Menschen auf dem Land zu erreichen. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er kurzzeitig in Haft.

Josef Schmelzer wurde am 30. Juli 1876 in Oberhundem im Kreis Olpe geboren und wuchs als ältester Sohn in einer katholischen Gutsbesitzerfamilie auf. Josef besuchte die Volksschule und anschließend die höhere Stadtschule in Olpe. Nachdem sein Vater 1892 gestorben war, fiel es dem jungen Josef als ältestem Sohn zu, die familiäre Land- und Forstwirtschaft fortzuführen. Unterbrochen wurde diese Tätigkeit durch seinen Militärdienst, den er bei einem Infanterieregiment in Straßburg ableistete. Einige Jahre später begann er sich lokalpolitisch bei der katholischen Zentrumspartei zu engagieren. Er wurde Gemeinde- und dann Amtsvertreter sowie Mitglied des Kreistags in Olpe. Von 1914 bis 1917 wurde er als Unteroffizier im Ersten Weltkrieg eingesetzt. 1919 – nach dem Ende des Krieges – gründete Schmelzer laut eigener Angaben den ersten Waldbauernverband Preußens in Kirchhundem. Aus diesem ging später der Waldbauernverband Westfalens hervor. Auch war er Gründer und Vorsitzender der bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Spar- und Darlehnskasse in Oberhundem. Von 1921 bis 1933 war er zudem für den Wahlkreis 18 Westfalen-Süd Mitglied des Preußischen Landtags und dort 1933 Mitglied des Fraktionsvorstands der Zentrumspartei. Von 1930 bis 1932 war er außerdem Abgeordneter im Deutschen Reichstag. In all seinen politischen Ämtern hat er sich stets für die Belange der bäuerlichen Bevölkerung eingesetzt.1 Auch hat er nach eigenen Angaben in mehreren hundert Versammlungen „in allen Teilen Deutschlands“2 vor dem Erstarken der Nationalsozialisten gewarnt. „Allein im Jahre 1932 habe ich 110 Versammlungen dieser Art abgehalten. In Zeitungsartikeln habe ich hauptsächlich nachgewiesen, dass kein Katholik Nationalsozialist sein könne.“3

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor Schmelzer seine Ämter. Zudem wurde er 1933 zweimal von der Gestapo verhört. Die folgenden Jahre lebte er zurückgezogen auf seinem Gut. Er war lediglich der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) beigetreten. Nach dem gescheiterten Hitlerattentat vom 20. Juli 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet und zwei Tage eingesperrt.4 Schmelzer gehörte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu den Mitbegründern der CDU im Kreis Olpe. Des Weiteren wurde er Bürgermeister der Gemeinde Oberhundem sowie abermals Mitglied der dortigen Gemeindevertretung. Auch war er Mitglied des ernannten Kreistags in Olpe und des westfälischen Provinzialrats. Dem nordrhein-westfälischen Landtag gehörte er von 1946 bis 1950 an. Bei der ersten freien Landtagswahl im April 1947 wurde er für den Wahlkreis 131 Brilon direkt gewählt. Im Landtag war er vor allem im Finanzausschuss sowie im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aktiv. Ihm wurden für sein politisches Engagement zahlreiche Ehrungen zuteil, u.a. erhielt er 1954 das Bundesverdienstkreuz sowie 1961 das Große Bundesverdienstkreuz. Josef Schmelzer starb am 8. Oktober 1962 in Oberhundem.5

Endnoten
1 Vgl. Schmelzer, Josef: Lebenslauf vom 27.09.1948, in: Landtagsarchiv NRW. Biografische Kompendien (Sig.: LT NRW 119 / A0208/0683); Vorschlagsbegründung Verleihung Verdienstkreuz an Josef Schmelzer vom 05.04.1954, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Ordensakten (Sig.: NW O Nr. 4846); Haunfelder, Bernd: Nordrhein-Westfalen. Land und Leute 1946-2006. Ein biographisches Handbuch, Münster 2006, S. 412-413; Hindenburg, Barbara von: Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags. Verfassungsgebende Preußische Landesversammlung und Preußischer Landtag 1919-1933, 4 Teile, Teil 3, Frankfurt am Main u.a. 2017, S. 2072-2073; o.V.: Schmelzer, Josef, in: Schumacher, Martin (Hrsg.): M.d.L. Das Ende des Parlamentarismus 1933 und die Abgeordneten der Landtage und Bürgerschaften der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf 1995, S. 140; Hammer, Walter: Hohes Haus in Henkers Hand. Rückschau auf die Hitlerzeit, auf Leidensweg und Opfergang Deutscher Parlamentarier, Frankfurt am Main 1956, S. 81; Krause, Jochen: Menschen der Heimat, 3 Bde., Bd. 1, Kirchhundem 1987, S. 82-86 sowie Höckner, Carl: Chronik der CDU des Kreises Olpe, Olpe 1985, S. 207.
2 Schmelzer, Josef: Betr. Reden und Veröffentlichungen o.D., in: Landtagsarchiv NRW. Biografische Kompendien (Sig.: LT NRW 119 / A0208/0683).
3 Ebd.
4 Schmelzer, Josef: Fragebogen der britischen Militärregierung vom 22.02.1946, in: Landtagsarchiv NRW. Biografische Kompendien (Sig.: LT NRW 119 / A0208/0683); ders.: Lebenslauf vom 27.09.1948; Vorschlagsbegründung Verleihung Verdienstkreuz an Josef Schmelzer vom 05.04.1954; o.V.: Schmelzer, Josef, in: Schumacher, Martin (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945, Düsseldorf 1991, S. 494; Haunfelder: Nordrhein-Westfalen, S. 412-413; Hindenburg: Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags, Teil 3, S. 2072-2073 sowie Hammer: Hohes Haus in Henkers Hand, S. 81.
5 Vgl. Schmelzer: Lebenslauf vom 27.09.1948; Brief Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen an den Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen vom 10.05.1954, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Ordensakten (Sig.: NW O Nr. 4846); Vorschlagsbegründung Verleihung Verdienstkreuz an Josef Schmelzer vom 05.04.1954; Brief Chef des Bundespräsidialamtes an die Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen vom 28.07.1961, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Bestand Ordensakten (Sig.: NW O Nr. 4846); Höckner: Chronik der CDU des Kreises Olpe, S. 24-34, 96-103, 207; Krause: Menschen der Heimat, Bd. 1, S. 86; Haunfelder: Nordrhein-Westfalen, S. 412-413; Hindenburg: Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags, Teil 3, S. 2072-2073 sowie o.V.: Josef Schmelzer, in: Ruhr-Nachrichten vom 10.10.1962.

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