Die Widerstandsgruppen wurden von der Gestapo im Januar 1935 zerschlagen. Die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter – unter ihnen auch Paul Bender - wurden verhaftet und warteten in „Schutzhaft“ auf ihre Prozesse. Vorgeworfen wurde Bender, dass er und die 99 weiteren Angeklagten „mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt die Verfassung des Reiches“ ändern wollten.23
Die Gerichtsverfahren aus dem Jahr 1935 gegen insgesamt 179 Angeschuldigte, von denen der Großteil mit einem Prozess beendet wurde,24 schlugen Ende in den internationalen Nachbarländern Wellen. So fand sich in den Niederlanden das „Centraal Comitè Wuppertal Process“ zusammen, das den Prozessen beiwohnte und Gelder für die Familien der Verhafteten sammelte.25 Auch Journalisten aus Schweden, Dänemark und Frankreich reisten an und wurden nicht selten von der Gestapo an der Prozessteilnahme gehindert.26 Während der zwei Jahre, in denen das Oberlandesgericht Hamm die Prozesse durchführte, kamen mindestens zehn der beschuldigten Gewerkschafter zu Tode und die Berichte um Folter und Misshandlungen während der Verhöre mehrten sich.27 Im Jahr 1955 wurde für die in den Wuppertaler Prozessen verfolgten Gewerkschaftler ein Denkmal vor dem Wuppertaler Landesgericht eingeweiht.
In den groß angelegten Schauprozessen wurde Paul Bender im März 1936, wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ vor dem Oberlandesgericht Hamm zu 8 Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Ehrverlust verurteilt. In einem späteren Bericht über den Strafvollzug in Münster heißt es: „Daß er sich aber innerlich von seiner kommunistischen Gesinnung abgewandt und zum Nationalsozialismus umgestellt hat, ist nicht mit Sicherheit festzustellen.“28
Insgesamt befand sich Paul Bender 11 Jahre in Haft. Zwischen 1935 und 1945 war er in den Gefängnissen von Wuppertal und Münster, den Polizeigefängnissen von Wuppertal-Barmen und Spandau sowie den Konzentrationslagern Sonnenburg und Buchenwald inhaftiert.29 Letzteres verließ er im Jahr 1945, nachdem die Insassen sich – durch die heranrückende Rote Armee der UdSSR – am 11. April 1945 selbst befreiten. Das Konzentrationslager Buchenwald ist vor allem durch die Lagerkommandanten Ilse und Karl Koch und die stundenlangen Zählappelle, bei denen am Ende des Tages nicht selten körperlich erschöpfte Häftlinge starben, bekannt. In Buchenwald war Paul Bender nach eigener Aussage im „antifaschistischen Aktiv“ tätig.30 Hiermit war nicht der von der DDR zum Nationalmythos erhobene Kampf gegen die SS von 1945 gemeint, sondern Versuche im alltäglichen Lagerleben, gleichgesinnte Häftlinge zu schützen.
Da ein aktiver Kampf gegen die SS laut Insassen „gänzlich unmöglich“31 war, machten es sich die politischen Häftlinge zum Ziel, das Lagersystem auszuhöhlen und das Leben in Haft so für verbündete Häftlinge etwas erträglicher zu machen. Im KZ Buchenwald ließen sich so Kommunisten als Funktionshäftlinge, sogenannte Kapos, in die unmenschlichen Strukturen des nationalsozialistischen Terrors gegen ihre Opfer und Gegner einbinden und instrumentalisieren. Auch Paul Bender gab nach dem Krieg an, Teil des „Antifaschistischen Aktivs“ gewesen zu sein.32 In der Hoffnung, für die eigenen Genossen etwas tun zu können und ihr Überleben zu sichern, wurden die Kommunisten dabei aber Teil der „von der SS entmenschlichte[n] Wolfsgesellschaft“33.So kam es beispielsweise zum „Opfertausch“ bei den Versuchen der SS-Ärzte an Häftlingen. Hier tauschten Beteiligte des antifaschistischen Widerstandes Genossen, die auf den Listen für die Menschenversuche standen, gegen andere Häftlinge aus und retteten damit zwar die eigenen Leute, schickten aber andere Menschen in den Tod.34 Die Verhaltensweisen in der von den Nationalsozialisten erzeugten „Überlebenskonkurrenz“35 und während der „Selbstbefreiung“ des Lagers Buchenwald werden bis zur Gegenwart diskutiert. Wie Paul Bender später über seine kommunistische Überzeugung im Spannungsfeld des Lagersystems dachte, ist nicht überliefert.
Die Jahre der Haft – vor allem in Buchenwald – sorgten bei Paul Bender für körperliches und seelisches Leiden in der Nachkriegszeit. Paul Bender wurde 1945 in den Provinzialrat der Nord-Rheinprovinz berufen und saß in der Stadtvertretung Wuppertal. Im Anschluss an seine Arbeit im Provinzialrat, war er Mitglied der ersten beiden ernannten Landtage und dort 1946 Mitglied des Wirtschaftsausschusses. Zudem wurde er 1945 erst zum 2. Vorsitzenden des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Sowjetischen Besatzungszone gewählt.36 Ab 1946 arbeitete er darüber hinaus als Bandweber und wurde anschließend Gewerkschaftssekretär bei der IG Chemie, Papier und Keramik Wuppertal, schied dort aber bereits 1953 wieder aus seinem Amt aus. Grund dafür war seine Arbeitsunfähigkeit, die mit den Folgen seiner jahrelangen Haft im Nationalsozialismus zusammenhing. Hinzu kam das Verbot der KPD, das es den Gewerkschaften ermöglichte, kommunistische Funktionäre zu entlassen.37 Von nun an arbeitslos, kämpfte er für die Anerkennung seiner Berufsunfähigkeit und einer Beschädigtenrente. Im Jahr 1956/57 erhielt er eine Entschädigung und die Anerkennung des „Schadens an Körper und Gesundheit“38. Paul Bender war zudem Mitglied der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN). Sein Wiedergutmachungsverfahren vor dem Kreishilfssonderausschuss der Stadt Wuppertal wurde im Januar 1948 beendet. Der Ausschuss beschloss eine finanzielle Entschädigung für den Freiheitsentzug für den vollen Haftumfang von 131 Monaten und 16 Tagen.39
Paul Bender verstarb am 18. Januar 1975 in Wuppertal-Barmen, in der Sauerbruchstraße 40.