14./15. Februar 2024 - Ben, ein Neuntklässler eines Leichlinger Gymnasiums, sitzt im Plenarsaal auf dem Platz des Landtagspräsidenten. Er ist
einer von rund 800 Jugendlichen, die auf zwei Tage verteilt den Landtag besuchen: Unterricht live vor Ort. "Landtag macht Schule" heißen die
Aktionstage speziell für Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse aller Schulformen. Sie sind nur eines von vielen Angeboten des Landtags für
Kinder und Jugendliche.
Ben läutet die Glocke, die Plenarsitzung beginnt.
Aber keine reguläre: Auf den beweglichen
Stühlen, auf denen normalerweise die Abgeordneten
des Landtags Nordrhein-Westfalen sitzen,
haben Jugendliche Platz genommen. Schülerinnen
und Schüler aus Gesamt-, Haupt- und Realschulen,
aus Gymnasien und einer Förderschule
sind in den Landtag gekommen, um Einblicke
in parlamentarische Abläufe zu gewinnen. Es
geht darum, nicht nur theoretisch, sondern
auch praktisch zu verstehen, wie eine Debatte
abläuft und wie Abstimmungen funktionieren.
Wie fühlt es sich an, selbst ans Redepult zu
treten und Argumente vorzutragen? Wie wird
man eigentlich Abgeordnete oder Abgeordneter?
Wer darf wählen? Wie arbeitet das Landesparlament?
Welche Aufgaben hat es und welche hat
die Regierung? Wofür ist der Landtagspräsident
da? Die Jugendlichen erfahren, dass er als eine
Art Schiedsrichter auf ein faires Miteinander
achtet, und erhalten Antworten auf die übrigen
Fragen. Und sie selbst haben noch eigene Fragen
ans echte Landtagspräsidium. "Wie oft arbeiten
Sie hier - zum Beispiel einmal in der Woche oder
jeden Tag?" - "Können Sie von dem, was Sie bekommen,
leben, oder haben Sie noch einen anderen
Job?" Die Vizepräsidenten Rainer Schmeltzer
und Christof Rasche sowie Vizepräsidentin Berivan
Aymaz stehen Rede und Antwort. Was Berufspolitikerinnen
und -politiker machen, wird
konkret vorstellbar. Auch zum Beispiel, dass man
dafür kein Abitur braucht.
Dem Landtag ist es ein großes Anliegen,
junge Menschen zu erreichen, denn sie sind
es, die die Zukunft gestalten. "Die Jugend von
heute ist entscheidend für die Demokratie von
morgen", betont André Kuper, Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen. "Was nach einer
Floskel klingen mag, ist wichtiger denn je.
Schon heute zeigen Studien, dass Demokratien
weltweit auf dem Rückzug sind. Ein alarmierendes
Zeichen. Deshalb möchten wir bereits Kinder
und Jugendliche für Demokratie begeistern.
Ich glaube, dass es diese Begeisterung braucht,
um die Demokratie und den Parlamentarismus
auch in Zukunft in Deutschland und speziell in
Nordrhein-Westfalen zu stärken."
Jugendlandtag
Die Aktionstage "Landtag macht Schule" sind
Bestandteil eines breiten Angebots, das der
Landtag für Schülerinnen und Schüler bereithält.
Daneben bietet er zahlreiche weitere Formate an:
So möchte er beim Weltkindertag die Kleinsten
begeistern. Mit seinem Grundschulprogramm
lädt er vierte Klassen in den Landtag ein, um in
einem Planspiel eine Plenarsitzung nachzuempfinden.
Simulierte Plenarsitzungen veranschaulichen
auch Schülerinnen und Schülern von
weiterführenden Schulen die parlamentarische
Demokratie. Große und Kleine haben die Möglichkeit,
persönlich mit Abgeordneten
zu diskutieren. Und beim jährlichen Jugendlandtag
übernehmen ebenso viele
Jugendliche und junge Erwachsene den
Plenarsaal, wie es reguläre Abgeordnete
gibt. Mit den Beschlüssen des Jugendlandtags
befasst sich auch der reguläre Landtag.
Über den Besuch im Landtag hinaus
haben Kinder und Jugendliche auch die
Möglichkeit, den Landtag in ihre Klasse zu
holen: "Präsidium macht Schule" heißt das
Programm, bei dem das Landtagspräsidium Kinder und Jugendliche von der Primar- bis zur
Oberstufe besucht - in allen Schulformen und
in allen Regionen Nordrhein-Westfalens. Auch
dort stehen Information, Diskussion und praktisches
Verstehen im Vordergrund: Mitbestellt
werden kann eine Wanderausstellung, die ein
mobiles Redepult umgeben vom nachempfundenen
Plenarsaal enthält.
Zurück zu Ben, der gerade einer Schülerin
für ihren Redebeitrag gedankt hat. Im Plenarsaal
ertönt Applaus. Debattiert wird kurz nach
der Karnevalszeit über einen fiktiven Vorschlag,
das Schulgesetz zu ändern: Kostümpflicht für
alle Schülerinnen und Schüler an Rosenmontag.
Nacheinander treten Jugendliche ans höhenverstellbare
Redepult und präsentieren ebenfalls
fiktive Positionen der einzelnen Landtagsfraktionen.
Auch die Rolle der Schulministerin ist vergeben.
Pro- und Contra-Argumente sind zu hören:
Brauchtumspflege, erhöhte Kosten, Einheitszwang,
regional ungleich verteiltes Jeckentum
- am Ende bittet der jugendliche Landtagspräsident
die "Abgeordneten" um ihr Handzeichen
bei der Abstimmung: Soll der Gesetzentwurf zur
weiteren Beratung in die Fachausschüsse überwiesen
werden? Oder soll der Landtag ihn an
Ort und Stelle verwerfen und nicht weiterverfolgen?
Eine Mehrheit stimmt gegen die Überweisung.
Geblieben ist die Erfahrung,
selbst mitentschieden zu haben.
sow
Zusatzinformation:
Mehr zu den
Angeboten des
Landtags für
Kinder und
Jugendliche unter dem QR-Code auf der Orignialseite.
Serie: Angebote des Landtags (Teil 2)
Systematik: 5030 Kinder/Jugendliche
ID: LI240228